Jubiläum zu 850 Jahre Burg Weißensee
Festakt "850 Jahre Burg Weißensee" in der Kulturkirche St. Peter und Paul
Damit hatte auch Bürgermeister Matthias Schrot nicht gerechnet, als er nach der Begrüßung der Gäste zum Festakt aus Anlass des 850jährigen Gründungsjubiläums der Burg Weißensee das Rednerpult Prof. Dr. Matthias Werner überließ. Der ausgewiesene Spezialist für die Geschichte der Thüringer Landgrafen begann seinen Festvortrag mit der Aussage, dass die Ersterwähnung über den Bau der Burg in der Chronik des Klosters Reinhardsbrunn erst 200 Jahre später erfolgte. „Was dort über 1168, steht ist eine Fabel“, so der Professor.
Sicher wisse man tatsächlich, dass der Thüringer Landgraf Ludwig der II., der Eiserne, 1168 auf einem Hoftag in Regensburg weilte. Seine Gemahlin, Landgräfin Jutta Claricia, soll in dieser Zeit die Gründung der Burg allein und mit List betrieben haben, denn das Gebiet gehörte dem Grafen von Beichlingen. Dieser war augenscheinlich alles andere als erfreut. Der Akt der Burggründung stellte einen usurpatorischen Akt dar. Das Jahr 1168 als Gründungsjahr für Burg und Baumgarten ist allerdings wissenschaftlich nicht zu belegen.
„Aber feiern Sie Ihr Jubiläum trotzdem. 1168 ist zwar ungesichert, aber gut platziert“, so die Aussage von Prof. Dr. Werner. Die erste Urkunde wurde nämlich 1174 nachweislich in Weißensee durch Landgraf Ludwig III., der Fromme, gezeichnet. Dass dies nur auf einer, dem Landgrafen angemessenen herrschaftlichen Burg, und nicht auf einer Baustelle geschehen sein konnte, liegt nahe. Insofern könne 1168 durchaus als ein wahrscheinliches Gründungsjahr angesehen werden. Die Thüringer Landgrafen brauchten im Herzen des Landes ein Machtzentrum. Dass die Burg zudem als uneinnehmbar galt, strategisch hervorragend platziert und außerdem mit dem Baumgarten repräsentative Zwecke im Hochmittelalter erfüllen konnte, zeugt vom enormen Machtstreben der Ludowinger. Dass der Gründung der Burg eine unrechtmäßige Annektion vorausging, ist sicherlich der maßgebliche Grund für die Legendenbildung um Burggründung durch Landgräfin Jutta in der Reinhardsbrunner Chronik. Es folgte der kometenhafte Aufstieg Weißensees, denn bis zum Jahr 1240 war es die meistbesuchte Burg der Ludowinger.
Ein Höhepunkt des Festaktes war die erste öffentliche Präsentation der Gedenkmedaille zum Jubiläum „850 Jahre Burg Weißensee“ durch Bürgermeister Matthias Schrot. Die Medaille war gemeinsam von der Stadt und dem Verein Briefmarken und Münzfreude e. V. aufgelegt worden. Anlässlich des Festaktes zum Jubiläum hat die Stadt 100 Kupfer- und 100 Silbermedaillen mit einem Durchmesser von 40 Millimetern prägen lassen.